„Entrepreneurial Universities in Africa“: Neues DAAD-Programm für Entrepreneurship in der Hochschulbildung gestartet

DAAD/Anis Bouattour

Gruppenbild der Matchmaking-Konferenz des „Entrepreneurial Universities“-Programms in Tunis

Was kann eine afrikanische Universität tun, wenn sie sich stärker am Arbeitsmarkt ausrichten will? Wie lässt sich innovativer und unternehmerischer Geist fördern? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das neue DAAD-Partnerschaftsprogramm „Entrepreneurial Universities“ (EpU), das vom 5. bis zum 9. November in Tunesien und Marokko vorgestellt wurde. Dr. Ursula Paintner, die seit Mitte Juni das DAAD-Referat Partnerschaftsprogramme, Alumniprojekte und Hochschulmanagement in der Entwicklungszusammenarbeit leitet, erläutert den Hintergrund des Programms im Interview.

Frau Dr. Paintner, das von Ihnen geleitete DAAD-Referat, welches sich Hochschulpartnerschaften und Managementthemen in der Entwicklungszusammenarbeit widmet, hat in Tunis und Casablanca Matchmaking-Konferenzen organisiert – mit welchem Ziel?

Ursula Paintner: Die beiden Konferenzen haben Vertretern von Hochschulen aus Deutschland, Tunesien und Marokko ein Forum geboten, sich über das Konzept einer arbeitsmarktorientierten und innovativen Universität auszutauschen. Ziel war die Anbahnung konkreter Kontakte für mögliche internationale Kooperationen in diesem Feld. In dem Zusammenhang haben wir auch das neue DAAD-Partnerschaftsprogramm Entrepreneurial Universities in Africa (EpU) vorgestellt, das solche Kooperationen unterstützt. Ab 2019 planen wir im Rahmen von EpU neue Partnerschaftsprojekte zwischen deutschen und tunesischen beziehungsweise marokkanischen Universitäten – und hoffen natürlich, dass die Matchmaking-Konferenzen zum Aufbau und der Vertiefung von Kontakten beigetragen haben.

Entrepreneurial Universities in Africa: Interview mit Ursula Paintner

DAAD/Thomas Pankau

Ursula Paintner: „Stärkung der Innovationskraft“

Was will das Partnerschaftsprogramm „Entrepreneurial Universities in Africa“ gemeinsam mit den Partnerländern Tunesien und Marokko erreichen?

Es geht um die Stärkung von institutionellen Strukturen für mehr Innovationskraft. Im Bereich Hochschulmanagement wie auch in der Lehre zielt das Programm auf Kapazitätsaufbau, und es sieht vor, Wirtschaftsunternehmen als Projektpartner einzubeziehen. Auch hilft das Programm, die in Tunesien und Marokko wie in vielen anderen Ländern oft ausgeprägte Lücke zwischen Hochschulbildung und Arbeitsmarkt zu schließen. Daran haben beide Länder ein großes Interesse. Sie verfolgen bereits gute Ansätze, die jetzt mit dem Partnerschaftsprogramm EpU sichtbar gemacht, nachhaltig vertieft und in die Breite getragen werden können.

Zum EpU-Programm gehört auch ein von der OECD entwickeltes Vorbereitungstool namens „HEInnovate“.

HEInnovate ermöglicht eine umfassende Bestandsaufnahme der eigenen Institution, bevor die Partnerhochschulen in die gemeinsame Projektplanung einsteigen. Dabei geht es im Kontext von EpU um mehrere zentrale Fragen: Wo stehen wir im Bereich Entrepreneurship? Haben unsere Studierenden zum Beispiel die Möglichkeit, sich mit dem Thema Unternehmergeist und Innovation auseinanderzusetzen? Können sie entsprechende Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben? Welche Strukturen bietet die Hochschule dafür an? Gibt es Karriere-Services oder Ausgründungszentren? Gibt es entsprechende Fortbildungen für Dozenten? Wenn solche Fragen geklärt sind, kann man sehr viel konkreter und effektiver planen, was man gemeinsam verändern will.

Entrepreneurial Universities in Africa: Interview mit Ursula Paintner

DAAD/Rachid Azzouzy

Teilnehmer der Matchmaking-Konferenz in Casablanca: „Starke Vernetzung aller beteiligten Akteure“

Welchen Vorteil bietet das Programm den deutschen Partnern?

Die deutschen Hochschulpartner können sich über EpU im Bereich Entwicklungszusammenarbeit positionieren und entsprechende Expertise gewinnen. Die beteiligten Unternehmen aus den Zielländern und aus Deutschland können im Rahmen des Projekts Kontakte knüpfen und erleben – sowie in Teilen mitgestalten –, wie sich Hochschulbildung und Arbeitsmärkte in den Zielländern entwickeln. Deutsche Hochschulen sind außerdem kontinuierlich gefordert, sich im globalen Wettbewerb innovativ aufzustellen – dafür bietet internationaler Austausch stetig neue Impulse.

Nicht nur EpU ist neu – auch Sie sind neue Leiterin des DAAD-Referats mit dem Fokus auf Partnerschaftsprogramme. Was ist Ihnen besonders wichtig?

Die meisten DAAD-Partnerschaftsprogramme in meinem neuen Arbeitsbereich haben eines gemeinsam: Sie wollen Hochschulprozesse in Richtung Arbeitsmarktrelevanz anregen. Wichtig ist mir, dass man dabei nicht Hochschulbildung mit Berufsausbildung verwechselt. Hochschulen bieten eine andere Art der Ausbildung, aber auch sie haben eine hohe Verantwortung gegenüber ihren Absolventen. Diese sollen nach dem Studium einen Arbeitsplatz finden können oder gegebenenfalls selbst als Unternehmensgründer Arbeitsplätze schaffen; das steht bei allen Programmen im Fokus. Und dafür brauchen wir eine starke Vernetzung aller beteiligten Akteure.

Interview: Bettina Mittelstraß (12. November 2018)